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Religion in Afghanistan


Afghanistans Staatsreligion ist der Islam, genauer gesagt der sunnitische Islam. Laut dem World Factbook der CIA (Central Intelligence Agency) praktizieren zwischen 84,7 und 89,7 % aller Afghanen den sunnitischen Islam. Der schiitische Islam ist die zweitgrößte Religionsgemeinschaft mit etwa 10 % bis 15 % Anteil.

Kleinere Religionsgemeinschaften nehmen einen Anteil von 0,3 % ein. Dennoch war das Gebiet Gandhara fast 1000 Jahre lang ein Zentrum des Buddhismus. Weiterhin wird angenommen, dass der Zarathustrismus (Zoroastrismus) zuerst in Afghanistan entstand.

Zusammenhang zwischen Afghanistans Geografie und Religion

(siehe auch Hauptartikel: Geografie Afghanistans und Bevölkerungsgruppen Afghanistans)

Afghanistan Grenzen und Nachbarstaaten

Afghanistans Grenzen und Nachbarstaaten

Afghanistan ist ein Binnenland in Zentralasien. Geprägt wird das Territorium durch Gebirge, welche den Großteil des Landes ausmachen. Die einzelnen Ortschaften sind über Gebirgspässe miteinander verbunden.

Diese geografischen Gegebenheiten bewirkten eine Isolation einzelner Bevölkerungsgruppen, wodurch sich diese kulturell unterschiedlich entwickelten. Demnach entstanden unterschiedliche Kulturen, Ethnien, Sprachen und Religionen.

Zusammenhang zwischen Afghanistans Geografie und Geschichte

(siehe auch Hauptartikel: Geschichte Afghanistans und Geografie Afghanistans)

Afghanistan liegt an der historischen Seidenstraßen, welche den Orient mit dem Westen verbindet. Dadurch war Afghanistan in seiner Geschichte immer ein Transitland, durch welches Händler fuhren. Diese brachten Waren durchs Land, aber auch neues Wissen, Technologie und fremde Kulturpraktiken mit. Demnach war das Land schon in der Antike ein Umschlagsplatz verschiedener Ideen und Konzepte.

Und da Afghanistan der Knotenpunkt zwischen Zentral- und Südasien ist, war die Region oftmals auch das Aufmarschgebiet von militärischen Einheiten. Die Geschichte Afghanistans ist demnach auch eine Geschichte von Besatzung und fremder Einflussnahme.

Religionsgeschichte Afghanistans

Die ältesten Zivilisationen Vorder- und Zentralasiens entstanden in Mesopotamien (heutige Irak, West-Iran, Nordsyrien, Südosttürkei, Nordosten Kuwaits). Deren Religionen waren zunächst polytheistisch (mehrere Götter). Ein erster Versuch die Vielgötterei in einen Monotheismus zu überführen, bieten die alten Lehren des Zoroastrismus an. Viele Muslime sehen in dieser Religion eine Vorstufe des Islam.

Die Islamisierung Afghanistans setzte in der Spätantike bzw. im Frühmittelalter ein, als die Araber begannen die West- und Zentralasien zu erobern. In der Geschichte bezeichnet man diesen Abschnitt als Islamische Expansion, welche ab 632 n.Chr. von der arabischen Welt ausging. Auslöser war der Tod des Propheten Mohammed in Medina (heutige Saudi-Arabien).

Religiöse Anfänge während der Urgeschichte

Der Zoroastrismus ist eine persische (iranische) Religion, welche zwischen 1800 und 800 v.Chr. auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan entstanden ist. Aus einer rein historischen Perspektive entspräche diese Epoche der Bronzezeit. Es war die Zeit als in Mesopotamien die Hochkulturen erblühten. Das Reich Akkad als dominanter Flächenstaat Mesopotamiens ging im 2. Jahrtausend v.Chr. unter. In der Folge stieg das Assyrische Reich um 1800 v.Chr. als dominante Zivilisation in Mesopotamien (heutige Iran, Irak) auf.

Die religiöse Welt der Iraner war polytheistisch. Bei rituellen Zeremonien wurden Rauschmittel gebraucht und Tiere wurden geopfert. Man ordnet die frühiranische Religion eher der Mythologie zu.

Es wird angenommen, dass der Begründer des Zoroastrismus (Zarathustrismus) in dieser Zeit in der afghanischen Stadt Balch gelebt hat und dort gestorben ist. Dieser hieß Zarathustra bzw. Zoroaster.

Die Perser nannten die Stadt Balch auch Zariaspa, aufgrund des Religionsgründers. Und die Griechen vergaben den Namen Baktra, woraus sich Baktrien als historische Gegend ableitete.

Wohlmöglich wurde Zoroaster im 2. Jahrtausend v. Chr. im Nordwesten des Irans oder im Südwesten von Afghanistan geboren.

Zarathustra lehnte die meisten Götter der iranischen Mythologie ab, genauso wie deren Klassensystem. Auch die Tieropfer wurden von ihm abgelehnt. Beim Gebrauch der halluzinogenen Haoma-Pflanze forderte er lediglich Mäßigung ein.

Anfänge des Zoroastrismus

Die polytheistische Götterwelt der Iraner wurde durch Zarathustra stark verkleinert. So gab es einen Schöpfergott (Ahura Mazda), welcher von sechs Weisen (Amescha Spenta) begleitet wird. Die alten (iranischen) Götter werden im Zoroastrismus unter dem Begriff Daeva zusammengefasst. Für den Religionsgründer waren die Daeva noch Götter, welche aber abzulehnen sind – da diese nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden könnten.

Grundlage des Zoroastrismus ist das Glaubensbekenntnis zum alleinigen Schöpfergott (Ahura Mazda). Zarasthura-Anhänger bezeichneten sich deshalb selbst als Mazdaverehrer oder Dämonenzurückweiser. Die Heilige Schrift, auf welche der Zoroastrismus sich stützt, ist die Avesta. Die erste schriftliche Fixierung erfolgte erst im 9. und 10. Jahrhundert n.Chr. Dennoch wird der Zoroastrismus als Religion und nicht als Mythologie eingeordnet.

Bis zum 1. Jahrtausend n.Chr. hatte der Zarathustrismus etwa 1 Mio. Anhänger, wodurch diese Gemeinschaft zu den ältesten Weltreligionen zählt. Heute ist der Zoroastrismus nur noch in Indien, Iran und den USA verbreitet. Die Gemeinschaft kommt auf etwa 100.000 Anhänger weltweit.

In Indien wurde der ursprüngliche Zarathustrismus abgewandelt und die sechs Weisen (Amescha Spenta) rückten in den Vordergrund. Dadurch wurde die monotheistische Religion mit polytheistischen Tendenzen versehen.

Anfänge der vedischen Religion

In Südasien lebten zwischen 2000 und 1500 v.Chr. verschiedene Völker, welche als Indo-Iraner oder Arier zusammengefasst werden. Gemeinsames Merkmal dieser Völker war die Sprache. Die indoarischen Völker waren überwiegend Hirten und praktizierten den Vedismus, also den alten Hinduismus.

Der Vedismus hat seine Wurzeln in der eurasischen Steppe. Als erste Anhänger des Vedismus werden die bronzezeitliche Andronowo-Kultur in Südwestsibirien, sowie die Sintaschta-Kultur aus Kasachstan und Russland erwähnt. Sowohl in den Veden als auch in der Avesta werden Lebensumstände erwähnt, welche diesen Bezug zulassen.

In der Avesta wird die Urheimat der Arier (Indo-Iraner) als Airyanəm Vaējah erwähnt. Die Lokalisation der Urheimat der Indo-Iraner ist nicht vollständig abgeschlossen. Einige Forscher vermuten die Gegend südlich des Aralsees.

Parallel dazu existierte am Oxusfluss eine Kultur, welche als Oxus-Zivilisation oder Oasenkultur bezeichnet wird. Diese nicht-indoarische Kultur beeinflusste wohlmöglich die Indo-Arier. Man nimmt an, dass beide Kulturen sich gegenseitig prägten und dadurch die Oasenkultur in der indoiranische Kultur aufging. Allerdings ist dies nur eine Hypothese, welche bspw. der US-amerikanische Archäologe James P. Mallory vertritt.

Da auch die Indus-Kultur in Südasien um 1800 v.Chr. zusammenbrach, könnten sich die vedische Kultur, die Oasenkultur und die Indus gegenseitig geprägt haben.

Da die Wechselwirkung der Oxus-Zivilisation mit den anderen nicht eindeutig geklärt ist, wird in der Archäologie von einem BMAC (Bactria–Margiana Archaeological Complex) gesprochen. Bactria meint die historische Gegend Baktrien in Afghanistan und Margiana ist die historische Oasenstadt in Zentralasien.

hinduistische Ethnien Afghanistans bis in die Neuzeit

Die Pashai und die Nuristani sind zwei afghanische Ethnien, welche den Hinduismus bzw. die vedische Religion bis in die Neuzeit praktizierten. Das Land der Nuristanis wurde bis 1890 als Kafiristan (kafir = Ungläubige) bezeichnet. Dann unternahm der damalige Emir, namens Abdur Rahman Khan, eine militärische Operation nach Kafiristan. Er eroberte das Land und ließ die Bevölkerung islamisieren. Danach wurde Kafiristan in Nuristan (Land des Lichts) unbenannt. Zwar gehören die Nuristani heute dem Islam an, doch einzelne Bräuche aus der vedischen Zeit blieben erhalten.

Die Paschtunen sind die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe Afghanistans. Und das erste paschtunische Reich war wohlmöglich das Königreich der Ghuriden, welches im 12. Jahrhundert als islamisches Reich gegründet wurde. Doch Herodot erwähnte im 5. Jahrhundert v. Chr. das Volk der Pakthas (Pactyans). Diese waren indoiranisch und praktizierten die vedische Religion. Es wird angenommen, dass die islamischen Paschtunen aus den vedischen Pakthas hervorgingen.

Anfänge des Buddhismus

Das Gebiet des heutigen Afghanistans wurde 550 v.Chr. durch die persischen Achämeniden erobert und ins Perserreich integriert. Zwischen 334 und 324 v.Chr. eroberten dann die griechischen Makedonen, unter Führung von Alexander den Großen, das gesamte Perserreich. Somit wurden die afghanischen Gebiete um 330 v.Chr. ein Teil des Alexanderreiches.

Nach dem Tod Alexanders wurde das Weltreich unter seinen Generälen aufgeteilt. General Seleukus erbte die asiatischen Gebiete und gründete das hellenistische Seleukidenreich.

Bis 305 v.Chr. blieb Afghanistan ein Teil des Seleukidenreiches. Dann traten die Griechen das Gebiet, aufgrund eines Bündnisvertrages, an das indische Maurya-Reich ab. Die Mauryaner brachten den Buddhismus nach Afghanistan. Sie kontrollierten den Osten und Süden des heutigen Afghanistan bis 185 v.Chr. Beeinflusst wurde der Buddhismus von der griechischen Philosophie, weshalb man diese Mischform als Graeco-Buddhismus bezeichnet.

Auf das Maurya-Reich folgte das Indo-Skythische Königreich, welches zwar im Norden Indiens sein Kerngebiet hatte, sich aber weit ins heutige Afghanistan erstreckte. Auch in diesem Reich blieb der griechische Buddhismus erhalten, genauso wie im Kushan-Reich bis 248 n.Chr.. Auf das Kushan-Reich folgte die persischen Sassaniden, welche das Gebiet zwischen 230 bis 631 n. Chr. beherrschten.

Islamisierung

Mit dem Tod des Propheten Mohammed (632 n.Chr.) begann die Islamische Expansion, ausgehend von der Arabischen Halbinsel. Die Araber eroberten das Sassanidenreich 651 n.Chr., wodurch die Islamisierung auch in Afghanistan einsetzte.

Frühe Islamisierungsversuche gab es bereits ab 642 n.Chr. in Westafghanistan, in den Städten Herat und Sarandsch. Dort trafen die Araber auf Hindus, Buddhisten und Zarathustrier.

Ein Großteil der Einwohner Westafghanistans nahm den Islam während der Herrschaftszeit von Umar II. (717 – 720) an. Zu dieser Zeit wurde eine Kopfsteuer (Dschizya) für Nichtmuslime erhoben, was finanzielle Einbußen für Andersgläubige zur Folge hatte. Und spätestens während der Regierungszeit von al-Muʿtasim (794 – 842) waren sämtliche Großstädte Afghanistans bereits islamisch.

Zu Beginn des 10. Jahrhunderts erfolgte dann auch noch die Islamisierung des afghanischen Hinterlandes, welche zur Mitte des 10. Jahrhundert weitestgehend abgeschlossen war. Die Übersetzung des Korans ins Persische erfolgte erstmalig im 9. Jahrhundert, was die Islamisierung zusätzlich förderte.

Lediglich die Nuristanis praktizierten bis in die 1890-er Jahre die vedische Religion und eine Form des Animismus. Doch dann wurden ihre Siedlungen unter der von Emir Abdur Rahman Khan erobert und die Nuristanis wurden zwangsislamisiert.

Ideologische Einflüsse

Am 27. April 1978 kam es zum Staatsstreich in Afghanistan, was dazu führte – dass die Republik gestürzt wurde. Drahtzieher waren Kommunisten der Demokratischen Volkspartei Afghanistans, welche nach den Kämpfen die Demokratische Republik Afghanistan ausriefen.

Anders als in der Vergangenheit war der neue Staat kein islamisch geprägter. Stattdessen sollte der Kommunismus nach sowjetrussischen Vorbild gelebt und praktiziert werden. Und da jede Ideologie im Grunde genommen auch nur eine Religion ohne Götter oder Heilige ist, kam es zum Kulturkampf zwischen beiden Ideologien.

Unterstützt wurden die afghanischen Kommunisten durch die Sowjetunion, welche 1979 ihre Armee einbrachte. Der Sowjetisch-Afghanische Krieg dauerte bis 1889 an. Am Ende des Krieges zog die Sowjetarmee erfolglos ab. Das Land stürzte danach in einen Bürgerkrieg, an dessen Ende die Taliban die Macht errungen.

Religion heute

Nachdem die US-Streitkräfte im Oktober 2001 in Afghanistan einfielen, wurde die Taliban-Regierung gestürzt und vertrieben. In den nächsten 20 Jahren wurden demokratische Strukturen aufgebaut, wobei der Islam als dominante Religion erhielten blieb.

Die Islamische Republik Afghanistan existierte bis zum Abzug der US-Streitkräfte (2021). Nachdem die USA und seine Verbündeten das Land verlassen hatten, eroberten die Taliban erneut Kabul und ergriffen die Macht. Heute ist Afghanistan ein Islamisches Emirat.

Religion als Einheitssymbol

Der Islam stellt für die Afghanen eine Religion dar, welche die verschiedenen Ethnien vereint. So praktizieren die Pamiri im Norden des Landes den Islam, genauso wie die Nuristanis im Nordosten oder die Paschtunen, welche über das ganze Land verteilt sind.

In Afghanistan leben mehr als 13 verschiedene Ethnien und die Religion vermochte es, die verschiedenen Stammesunterschiede auszugleichen und eine gemeinsame Identität zu definieren. Diese integritätsstiftende Wirkung hat der Islam in weiten Teilen in Zentralasien, aber auch im Nahen Osten oder Nordafrika. Ein Trennung zwischen verschiedenen Konfessionen schaffen dennoch Probleme.

Sunniten

Der sunnitische Islam ist Staatsreligion in Afghanistan. Etwa 90 % aller Einwohner des Landes sind Sunniten. Das Rechtsystem des Landes basiert auf Grundlage der Scharia, also dem islamischen Rechtsystem.

Schiiten

Der schiitische Islam ist eine Konfession der Minderheiten. Je nach Quellen variieren die Angaben zwischen 7 % und 15 % Bevölkerungsanteil. Insbesondere die Hazara praktizieren den schiitischen Islam.

Zwischen 1888 und 1893 wurden die schiitische Hazara verfolgt und massakriert. Heute findet eine Verfolgung der Schiiten innerhalb des afghanischen Territoriums durch die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) statt.

Laut einem Bericht von Human Rights Watch aus dem Jahr 2022 fanden seit der Machtübernahme der Taliban (2021) insgesamt 13 Angriffe auf Hazara statt, zu denen sich der IS bekannte. Der Ableger des Islamischen Staat hat sein Machtzentrum in der Region Chorasan und bezeichnet sich selbst als ISIS-K.

Konfessionslose Muslime

Al-Afghani (1838 – 1897) gilt als ein Reformer des Islam im 19. Jahrhundert. Er wird als Begründer der islamischen Moderne bezeichnet. Al-Afghani forderte eine Rückbesinnung auf den unverfälschten Islam, gilt als geistiger Urvater des politischen Islams und der Salafismus-Bewegung.

Aufgrund des Drucks durch den Westen forderte er dazu auf, dass sich Muslime um eine gemeinsame Antwort bemühen sollten. Muslime, welche keiner Konfession angehören – also weder sunnitisch noch schiitisch sind, gelten in Afghanistan als Minderheit. Ihre Anzahl ist verschwindend gering.

Sikh

Der Sikhismus ist eine indische Religion, welche im 15. Jahrhundert entstand. In Afghanistan bilden die Anhänger der Sikh-Religion die größte nicht-muslimische Minderheit. Afghanische Sikhs leben in Dschalalabad, Ghazni, Kabul und in geringerem Maße in Kandahar und Chost.

Der Ursprung geht auf Religionsgründer Nanak Dev, welcher 1520 in Kabul war. In den 1970-er Jahren sollen etwa 200.000 bis 500.000 Sikhs in Afghanistan gelebt haben. Bis 1978 wurden die Sikhs von der afghanischen Elite nicht diskriminiert, was sich während der sowjetischen Kriegsjahre und die kommunistische Ideologie stark änderte.

Raj Sutaka, ein Sikh-Geschäftsmann aus Kabul, berichtete 2021 davon, dass in Afghanistan noch 70 bis 80 Sikhs-Familien leben. Im Jahr 2010 war Awtar Singh der einzige Abgeordnete im afghanischen Parlament mit Sikhs-Zugehörigkeit. Er wurde 2018 beim einem Selbstmordattentat in Dschalalabad getötet. Zum Attentat bekannte sich später der IS.

Buddhisten

Der Buddhismus kam durch die Maurya (3. und 2. Jahrhundert v.Chr.) ins heutige Afghanistan. Im Bamiyan-Tal in Zentralafghanistan befanden sich bis 2001 die größten freistehenden Buddha-Statuen der Welt. Sie waren etwa 35 m hoch. Die Taliban zerstörten die Statuen im März 2001.

In der Stadt Balch, im Norden Afghanistans, befanden sich die Nava Vihāra-Klöster. Diese Klöster fungierten über Jahrhunderte als Zentrum buddhistischer Praktiken in Zentralasien. Diese wurden in verschiedenen Konflikten zerstört und später gänzlich abgerissen.

Der Niedergang des Buddhismus begann mit der Islamischen Expansion im 7. Jahrhundert. Den vorläufigen Höhepunkt erreichte der Niedergang des Buddhismus im 10. und 11. Jahrhundert, während der Herrschaftszeit der Ghaznawiden. Als dann Afghanistan im 13. Jahrhundert von den Mongolen überrannt wurde, kam der Buddhismus endgültig zum Erliegen. Heute geht man nicht davon aus, dass es in Afghanistan noch Buddhisten gibt.

Hindus

Die Anzahl der Hindus in Afghanistan wird auf 600 Menschen geschätzt. Diese verteilen sich auf mehrere Großstädte, wie Kabul, Dschalalabad und Ghazni. Mit der Islamischen Expansion ab dem 7. Jahrhundert wurden die meisten hinduistischen Afghanen zwangsislamisiert. Alte Hindu-Tempel bzw. deren Grundmauern befinden sich noch in Kabul und Kandahar.

Jainismus

Der Jainismus ist – neben dem Buddhismus, dem Hinduismus und dem Sikhismus – eine weitere Religion aus Indien. Diese Religion entstand wohlmöglich im 5. und 6. Jahrhundert v.Chr. und hat Bezüge zum Buddhismus.

Aufgrund diverser Funde (Jain-Kunstwerke, Jain-Münzen) im südlichen Afghanistans geht man davon aus, dass auch diese Religion dort verbreitet war. Heute gibt es keine Angaben zu afghanischen Anhängern dieser Religionsgemeinschaft.

Christen

Es gibt unbestätigte Berichte darüber, dass Christen in Afghanistan leben – welche muslimische Wurzeln haben. Laut dem USSD-Büro für Demokratie, Menschenrechte und Arbeit sollten 2009 zwischen 1.000 und 18.000 Christen in Afghanistan gelebt haben. Der Bericht wurde allerdings nie bestätigt.

Juden

Bis in 1990-er Jahre existierte in Afghanistan eine jüdische Gemeinde, welche durch die erste Machtübernahme der Taliban (1996) unter Druck gerieten. Viele verließen das Land, andere wurden zwangsislamisiert. Seitdem praktizierten Juden ihre Religion im Verborgenen.

Zablon Simintov wird als letzter Jude Afghanistans angenommen. Er verließ am 7. September 2021 das Land.

Bahaitum

Das Bahaitum bzw. der Bahaismus ist eine Religion, welche erst im 19. Jahrhundert gegründet wurde. Zentrales Thema ist die Einheitlichkeit, wonach alle Menschen gleich sind und es nur einen Gott gibt. Die Propheten Moses, Jesus, Mohammed werden als Boten des selben Gottes betrachtet.

Der Bahaismus wurde in den 1880-er Jahren in Afghanistan eingeführt. Um 1930 wurde die erste Bahai-Gemeinde gegründet. Während des sowjetischen Krieges (1979-1989) und der Machtergreifung der Taliban flohen Bahai aus Afghanistan. Heute nimmt man an, dass etwa 10.000 Baha’i in Afghanistan leben. Diese praktizieren ihre Religion im Verborgenen.

Religionsfreiheit

Während der Besatzungszeit (2001 – 2021) sollte die Demokratie und somit auch die Religionsfreiheit eingeführt werden. Nachdem sich die Amerikaner aus Afghanistan zurückzogen, eroberten die Taliban das Land zurück.

Das Islamische Emirat Afghanistan wurde im September 2021 ausgerufen. Seitdem ist die Scharia die höchste Rechtsordnung. Die Taliban regieren per Dekret und eine formelle Verfassung gibt es nicht. Es tauchen seitdem immer wieder Aussagen und Berichte auf, wonach religiöse Minderheiten – also Nicht-Sunniten – schikaniert werden. Viele Religionsanhänger flohen ins benachbarte Pakistan und in den Iran.


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