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Atheismus


Der Atheismus (altgriechisch: átheos = ohne Gott) ist der Glaube, dass kein Gott existiert. Die Anhänger dieses Glaubens werden als Atheisten bezeichnet. Der Atheismus entwickelte sich während der Aufklärung (17. und 18. Jahrhundert) aus dem Theismus (Götterglauben) heraus. Zwischenstufe vom Theismus zum Atheismus waren der Deismus und der Pantheismus.

Steckbrief

Atheismus
Bedeutung:Unglaube, Gottlosigkeit
Arten, Formen;Impliziter und expliziter Atheismus
Naturalismus
Negativer und positiver Atheismus
Entstehung:im 2. Jahrtausend v. Chr. in Südostasien
im 7. Jhd. v. Chr. im antiken Griechenland
Religionen:atheistische Religionen Asiens: Buddhismus, Jainismus, Konfuzianismus, Daoismus

atheistische Religionen Europas: Kynismus, Stoizismus, Epikureismus

Was bedeutet Atheismus

Atheismus ist das Gegenstück zum Theismus, dem Glauben an Götter oder einer überirdischen Macht. Einfach übersetzen kann man Atheismus als Gottlosigkeit oder Glaubenslosigkeit.

Aber es gibt noch Unterkategorien. Agnostiker sind allgemein jene Menschen, welche weder an Gott glauben noch Gott anzweifeln. Diese Menschen bejahen weder die Existenz Gottes noch würde sie dies verneinen. Für diese Menschen ist die Existenz einfach ungeklärt. Agnostiker sind nicht zwingend Atheisten.

Nun gibt es aber noch die agnostischen Atheisten. Diese glauben zwar nicht an Gott, behaupten aber auch nicht – dass sie felsenfest wissen, dass es Gott nicht gibt. Theistische Agnostiker wissen, dass sie keine Kenntnis über eine Gottheit haben, aber dennoch glauben sie daran. Letztere sind keine Atheisten.

Antitheisten sind ebenfalls Atheisten. Doch diese gehen felsenfest davon aus, dass es keinen Gott gibt und Religion beseitigt werden sollte.

Wie viele Anhänger hat der Atheismus

Die CIA veröffentliche 2010 einen Bericht (The World Factbook), wonach etwas mehr als 2 Prozent aller Menschen Atheisten waren. Demnach ist der Atheismus keine Weltreligion, wie das Christentum (etwa 33 %) oder der Islam (etwa 21 %).

Laut dem Eurobarometer von 2010 glauben etwa 20 % aller Menschen in der EU weder an Gott noch an irgendeine spirituelle Macht. Der größte Teil der EU-Bürger (etwa 51 %) glaubt an Gott und ein kleinerer Teil (26 %) glaubt an irgendeine Macht im Universum.

Demnach übersteigt der Monotheismus den Atheismus deutlich im Kampf der Glaubenssysteme.

Welche Arten von Atheismus gibt es

Naturalismus

Der Naturalismus ist der Glaube, dass im gesamten Universum nur natürlichen Kräfte wirken. Die Idee von einer göttlichen Einmischung wird generell ausgeschlossen. Weiterhin wird argumentiert, dass die Kräfte – welche gegenwertig wirken, schon immer gewirkt haben. Dies schließt eine göttliche Einmischung in der Vergangenheit aus. Demnach hat Gott auch nie Schöpfer dieses Universums gewirkt.

Negativer Atheismus

Negativer Atheismus bedeutet, dass eine Person nicht an Gott glaubt, aber nicht ausdrücklich darauf besteht, dass es keine Götter gibt. Man nennt diese Atheismusform auch schwachen Atheismus oder weichen Atheismus.

Positiver Atheismus

Positiver Atheismus bedeutet, dass eine Person nicht an Gott glaubt und zeitgleich darauf beharrt, dass es keine Götter geben kann. Aufgrund der absoluten Stellungnahme wird diese Atheismus-Art auch als harter Atheismus oder starker Atheismus bezeichnet.

Impliziter Atheismus

Implizierter Atheismus ist der Nichtglaube an eine Gottesexistenz ohne diese bewusst abzulehnen. Angenommen man kommt frisch auf die Welt und hat noch nie etwas von Gott gehört. Dann glaubt man auch nicht an Gott. Demnach ist man implizierter Atheist.

Genauso geht es Erwachsenen, welche die Existenz von Gott noch nie in Betracht gezogen haben. Dadurch, dass sie noch nie über Gott nachgedacht haben, sind sie implizit ungläubig.

Expliziter Atheismus

Expliziter Atheismus ist eine bewusste Ablehnung an den Götterglauben. Dies trifft lediglich für Menschen zu, welche sich bewusst mit der Frage beschäftigt haben – ob es Gott gibt oder nicht und zu dem Schluss gekommen sind, dass sie nicht an Gott glauben wollen.

Woher kommt der Atheismus

(siehe Hauptartikel: Geschichte des Atheismus)

Atheistische Ideen gab es bereits in der vedischen Kultur. Diese breitete sich im 2. Jahrtausend v. Chr. in Südostasien aus. Die vedische Religion gilt als erste Religion überhaupt. Die Veden kannten Götter, aber schon damals gab es auch atheistische Tendenzen.

In der vedischen Religion gab es zwei Denkschulen: die Nastika und die Astika. Letztere waren die Anhänger der Veden, welche an die Götter glaubten. Doch die Nastika stellten den Götterglauben infrage.

Aus den Nastika-Denkschulen entwickelte sich der Buddhismus und der Jainismus – zwei atheistische Religionen – welche keine Götter in den Mittelpunkt stellen. Aus der Astika-Denkrichtung entwickelte sich der Hinduismus – welcher mehrere Götter kennt.

Wie ist der Atheismus entstanden

(siehe Hauptartikel: Geschichte des Atheismus)

Der Atheismus ist mehrfach entstanden. Schon im Altertum gab es in Südostasien atheistische Tendenzen, genauso wie im antiken Griechenland. Denn immer dort wo ein Glaubenssystem entsteht, entsteht auch ihr Gegenstück. Der Buddhismus ist eine sehr alte atheistische Religion, welche ohne Götter auskommt. Diese entstand im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. in Südostasien und hat bis heute überdauert.

Die vedischen Abweichler hatten wohlmöglich zigtausende Religionen entwickelt, welche ohne Götterglauben auskamen. Denn die Welt war damals viel isolierter. Jedes Tal hatte seine eigene Religion. Doch nur die wenigsten Religionen haben bis heute überdauert.

In Europa gab es die Naturphilosophie bereits im 7. Jhd. v.Chr. Die Anhänger dieser Philosophie glaubten an eine materialistisches Weltbild. Demnach besteht die gesamte Existenz aus Materie. Der Materialismus war auch die Grundannahme der alten Nastika-Denkrichtung.

Auf Grundlage der Naturphilosophie entwickelte sich im Mittelmeerraum während der Antike drei große Denkschulen, welche den Atheismus kultivierten: der Stoizismus, der Kynismus und der Epikureismus.

Im Mittelalter wurde sowohl Europa christlich geeint, als auch Asien islamisiert. Der Atheismus verschwand während des Mittelalters, erwachte während der Aufklärung und des Humanismus neu.

Zuerst bildeten sich Zwischenstufen zum Theismus (Gottglauben). Der Pantheismus ist eine Zwischenstufe, bei der man annimmt, dass Gott zwar existiert aber in der Schöpfung aufgegangen ist. Demnach wird Gott mit Natur oder Kosmos gleichgesetzt. Diese Denkschule begann sich ab dem 18. Jahrhundert auszubreiten.

Eine zweite Zwischenstufe ist der Deismus. Deren Anhänger glauben auch an Gott, aber behaupten – dass Gott nicht in die Realität eingreift.

Auf Grundlage beider Weltanschauungen entwickelte sich im 18. Jahrhundert der Atheismus neu. In der Französischen Revolution wurde den Kerngedanken der Aufklärung (Vernunft statt Glaube) zu einem Leitthema. Nach der Revolution wurde in Frankreich der Staatsatheismus eingeführt.

Wer hat den Atheismus erfunden

Im antiken Griechenland wurde Atheismus noch auseinandergeschrieben. Aus A-theismus wurde im römische Reich der zusammengefasste Begriff. Bei Cicero tauchte erstmalige die latinisierte Form auf. Der Begriff wurde im 16. Jahrhundert als Atheisterey in deutsche Schrifttum übernommen und im 18. Jahrhundert eingedeutscht.

Was bedeutet es Atheist zu sein

Das Wort Atheist wurde während der Aufklärung überwiegend genutzt, um Freidenker oder Deisten zu benennen – welche sich von der etablierten Kirche lossagten.

In den Südstaaten der USA wurde der Begriff lange Zeit als Kampfbegriff gebraucht, um Ungläubige, Gottlose oder Andersdenkende zu diffamieren. Mitunter wurden auch Menschen als Atheisten bezeichnet, weil sie gegen soziale Ordnungen verstoßen haben. Demnach war der Begriff lange ein Schimpfwort.

Auch Agnostiker- welche sich nicht zur Existenz Gottes bekennen – werden umgangssprachlich als Atheisten bezeichnet. Und Menschen, welche religionslos (konfessionslos) aber nicht gottlos sind, werden Atheisten genannt. Auch diese wäre falsch.

Wo ist Atheismus verboten

Der Atheismus ist überall dort verboten, wo es eine Staatsreligion gibt und der Staat andere Glaubenssysteme nicht erlaubt. Dort sind neben dem Atheismus auch andere Religionen verboten. So war der Atheismus verboten als das Christentum im römischen Reich zur Staatsreligion (380 n.Chr.) erklärt wurde.

In einigen islamischen Staaten gibt es heute noch Staatsreligionen, welche andere Glaubenssysteme und deren Anhänger bekämpfen. So ist bspw. in Afghanistan der sunnitische Islam zur Staatsreligion erklärt wurden. Alle Andersgläubigen werden somit strafrechtlich verfolgt.

Was ist methodischer Atheismus

Der methodische Atheismus ist eine wissenschaftliche Methode in den Religionswissenschaften. Grundannahme dieser Methodik ist, dass die Bibel nicht von einem höheren Wesen – sondern von Menschen geschrieben wurde. Weiterhin wird angenommen, dass die Verfasser der Bibeltexte nicht von Gott inspiriert worden.

Schließt der Analyst beide Annahmen aus, wird er bei der Lesung kaum Spuren göttlichen Handelns finden. Das Gegenstück zum methodischen Atheismus ist die Inspirationslehre, wonach Gott oder ein Wesen, welches von Gott gelenkt (inspiriert) wurde – die Heilige Schrift verfasst haben soll.

Was ist praktischer Atheismus

Der Praktische Atheismus setzte im 12. Jahrhundert ein. Zu diesem Zeitpunkt kamen atheistische Tendenzen auf, welche sich in die christliche Bevölkerung einschlichen. Zwar glaubte die Bevölkerung noch an Gott, aber der Übergang zum Pantheismus war bereits eingeläutet. Die Menschheit glaubte, dass Gott zwar die Schöpfung hervorbrachte – aber sich nicht mehr in die Lebenswirklichkeit des Einzelnen einmischte. Der Atheismus war demnach praktisch geboren, ihm fehlte noch die theoretische Grundlage.

Was ist theoretischer Atheismus

Der theoretische Atheismus setzte im 13. Jahrhundert ein, als einzelne islamische Philosophen die Lehren des Aristoteles verklärten. Aristoteles war Heide und verstand sich auf die Redekunst und Logik. Er glaubte nicht an eine göttliche Schöpfung und die Unsterblichkeit der Seele. Das theoretische Modell von Aristoteles gepaart mit seiner logischen Schlussfolgerung untergrub die Ansichten der christlichen Weltgemeinschaft. Der Atheismus war demnach theoretisch geboren.

Was ist der neue Atheismus

Der neue Atheismus ist der Atheismus des 21. Jahrhunderts. Eine höhere Beachtung fand der Atheismus im Jahr 2007. Damals kamen vier Prominente der neu-atheistischen Bewegung zu einer Talkrunde zusammen. Die vier Prominenten waren: Richard Dawkins, Christopher Hitchens, Sam Harris und Daniel Dennett.

Die Talkrunde wurde mit Video aufgezeichnet und anschließend veröffentlicht. Schnell hatten die Vier den Kosenamen „The Four Horsemen“ inne. Dies war eine Anspielung auf die vier apokalyptischen Reiter aus dem Alten Testament. Diskutiert wurden die Rolle der Religion in der Moderne. Der Begriff „Neuer Atheismus“ soll etwas modernes symbolisieren. Unter diesem Begriff wurden anschließend millionenfach Bücher verkauft.

Unterschied zwischen Atheismus und Agnostizismus

Atheisten glauben nicht an Gott und schließen überirdische Mächte aus. Agnostiker glauben ebenfalls nicht an Gott, schließen aber nicht aus – dass Gott oder eine andere Macht vielleicht doch existieren könnte.

Wenn du einen Atheisten fragst: Gibt es an Gott, sagt der Atheist: nein. Falls du die gleiche Frage einen Agnostiker stellst, antwortet er: ich weiß es nicht oder er antwortet vielleicht.

Unterschied zwischen Atheismus und Nihilismus

Nihilismus ist das Abstreiten oder Leugnen jeglicher Erkenntnis. Der Nihilismus war ursprünglich eine kritische Methode, um Spekulationen abzuräumen und eine größere Offenheit zu erlangen. Demnach war Nihilismus ein Synonym für Kritizismus.

Aber während der Vormärzbewegung (1848) wurden die Junghegelianer aufgrund ihres Atheismus pauschal als Nihilisten bezeichnet. Dadurch wurde der Begriff diffamierend genutzt und bekam eine andere Bedeutung.

Unterschied Heidentum und Atheismus

Heiden waren diejenigen, welche nicht an die Existenz eines absoluten Gottes glaubten. Man kann auch sagen: Heiden glauben nicht an den wahren Gott.

Aber Heiden glaubten an ihre Götter. Demnach waren Heiden mitunter Polytheisten (Vielgötterei) und keine Monotheisten (Ein Gott). Zu den Heiden gehörten die Germanen, die Wikinger aber auch Menschen, welche nach Einführung des Christentums noch an die alten Götter (römisch-griechische Mythologie) glaubten.

Ein Atheist glaubt hingegen weder an viele Götter mit weniger Macht, noch an einen Gott mit aller Macht.

Unterschied zwischen Atheist und Deist

Der Deist glaubt an Gott, zweifelt nur daran – dass Gott eingreift. Der Deismus kam im Zuge der Aufklärung auf und kann als historische Zwischenstufe zwischen der Zeit des Theismus (Götterglaube) und der Zeit des Atheismus gesehen werden.


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